Das neue Buch von „der kongress tanzt“

Ein mitreißendes Plädoyer und ein gut lesbares Praxisbuch in einem: Das Netzwerk „der kongress tanzt“ veröffentlicht ein neues Buch, verlegt beim renommierten Verlag Springer/Gabler in Heidelberg. Es zeigt, wie Veranstaltungen, Tagungen und Konferenzen die TeilnehmerInnen begeistern und bewegen können.

In Deutschland nehmen jedes Jahr mehr als 300 Millionen Menschen an einer größeren Veranstaltung teil. Kongresse, Tagungen, Meetings, Foren und Events: eine Branche mit gigantischen Umsätzen. Sie gerät jedoch immer mehr unter Druck, auch durch internationale Konkurrenz. Viele Teilnehmer sind frustriert von Frontalunterricht, Nullsummenquaselei und Einpauken mit Powerpoint, von Reihenbestuhlung und Keynote-Kauderwelsch. Denn Kongresse sind Mikrokosmen, die unsere Gesellschaft spiegeln. Generation Facebook dürstet es nach Teilhabe, Einmischung, nach innovativen Stil- und Spielformen. Die Wissensgesellschaft braucht Orte für kreatives Lernen. Schließlich verlangt eine globalisierten Writschaft nach Vernetzung vielfältiger Perspektiven und unterschiedlicher Kulturen.

In dieser Situation entstand 2010 das „der kongress tanzt. Netzwerk für gute Veranstaltungen“. Seine Mitglieder sind Moderatoren, Journalistinnen und Redner-Coaches, Kommunikationsdesignerinnen und Graphic Recorder, und ein Pastor ist auch dabei. Ein Potpurri der Perspektiven und Kompetenzen. In diesem Buch entwerfen sie eine mitreißende Vision: Veranstaltungen, die uns begeistern, bewegen und inspirieren. Als Räume für Potenzialentfaltung. Als freudige Lernorte für erwachsene Menschen. Unter Einbeziehung der Weisheit der Vielen. Sie beziehen neueste Erkenntnisse aus Hirnforschung, Kommunikationswissenschaft, Werbepsychologie und Reformpädagogik ein, übertragen gesellschaftliche Diskurse über Partizipation, Inklusion und kulturelle Vielfalt auf den Veranstaltungssektor.

Ihr Entwurf hat wenig mit Technik und viel mit innerer Haltung zu tun. Und mit dem Mut, sich aus Routinen zu lösen. Die Autoren nennen Beispiele erfolgreicher und außergewöhnlicher Veranstaltungen aus eigener Erfahrung, die zeigen:
So bringt man Kongresse zum Tanzen. 

„Der Kongress tanzt. Begeisternde Veranstaltungen, Tagungen, Konferenzen. Ein Plädoyer und Praxisbuch. hg. von Michael Gleich, Springer/Gabler, 129 Seiten, Hardcover: 34,99 €, ebook: 26,99 €

Cover "Der Kongress tanzt"

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Die Kongresspräsentation des Kolumbus.

Das Thema Powerpoint ist ja ein alltägliches, wenn man sich auf Konferenzen und Kongressen umschaut. Darüber kann man sich wundern, man kann schmunzeln oder ergibt sich dem mentalen Flokati und schläft im Publikum sogleich ein. Mit augenzwinkerndem Humor geht aber bekanntermaßen vieles besser. Und deshalb geht ein neues Buch den satirischen Schritt weiter: AN DIE WAND GEWORFEN widmet sich der Frage: „Wer beamt noch nicht, wer will noch mal?“ Wie wär’s, wenn der Weihnachtsmann seine Geschenkstrategie beamt? Hätte Edmund Stoiber per Beamer den Transrapid gerettet? Wie hätte Jesus Christus die Bergpredigt per Workflow-Diagramm vorgetragen? Und hätte Kolumbus per Slide vor Königin Isabella überzeugt? Ein schmunzelnde Blick auf das alltägliche Powerpoint-Massaker in Konferenzsälen – brüllend komisch, skurril und völlig überzogen. Das wohl lustigste Bilderbuch der Businessklasse – zum Blättern, Lesen, Anschauen und Schlapplachen. Mehr Infos gibt es hier.

TITELSEITE

Kongress „Alternde Gesellschaften“, Frankfurt

„Zukunftsentwürfe alternder Gesellschaften“, 3./4. Juli 2013 in Frankfurt

Sitzprobe von Michael Gleich

I. Was sein sollte?

Was waren die erklärten Ziele der Veranstaltung/Veranstalter?

Lt. Programmheft: Der Kongress wird Zukunftsszenarien vorstellen, klassische und provokante Themenfelder innovativ diskutieren und sich mit Altersbildern und Arbeitswelt, Science-Fiction und Körper, Wohnen und Lebensläufen der Generationen aus unterschiedlichen Perspektiven auseinandersetzen. Wissenschaftler/innen, Künstler/innen, Journalisten/innen und weitere Experten/innen veranschaulichen einem breiten Publikum neue Erkenntnisse der Altersforschung, bieten Impulse für Workshops und vertiefende Gesprächsrunden, in denen interaktive Diskussionsformate die Erfahrungen und Erwartungen der Teilnehmer/innen aufgreifen.

Wurden die Ziele erreicht?

Die Experimentierfreude bei den Formate war gegeben, um den TN die Gelegenheit zur eigenen Auseinandersetzung mit dem Altern zu geben. An entscheidenden Stellen (vor allem erster Halbtag, der für die Einstimmung wesentlich ist) lähmten die altbekannten Rituale von Grußworten und Promi-Rednern.

II. Wie hat es gewirkt

Inhalt & Struktur

  • Grußwort: Einer der beiden Veranstalter las am Laptop die Unternehmenspräsentation vor, so lange, bis er von der Moderatorin von der Bühne komplimentiert werden musste. Der Inhalt des Vortrags war den Veranstaltern nicht bekannt, das könne man nicht vom Redner verlangen, dass er den Inhalt vorher mitteilt. Dramaturgisch ist der Beginn einer Veranstaltung ein sehr intensiver Moment – gerade hier sollte man alles tun, um kraftvoll und begeisternd einzusteigen
  • Keynotes: Eckart von Hirschhausen war erfrischend, pointiert, humorvoll und seriös gleichzeitig. Interessant waren seine Worte zu Heiner und mir nachher: „Normalerweise gestalte ich meine Präsentation viel interatkiver, mit Murmelrunden, Tanzen, gehe ins Publikum, wir singen zusammen. Das finde ich total wichtig, damit die Menschen wirklich etwas mitnehmen.“ Aber hier, so EvH, gehe es ja um einen Kongress, da wollte er seriöser sein.
  • Die Idee, auf EvH einen ziemlich drögen Vortrag von Claudius Seidl (FAZ) folgen zu lassen, war dramaturgisch ein Rohrkrepierer. Dazu die Veranstalter: Sie hätten beide angefragt, wollten aber nur einen Vortrag; als dann alle beide zugesagt hätten, sei ihnen nichts anderes übrig geblieben…
  • Das Aufgebot an Fachleuten (für Demografie, Geriatrie, Soziologie, Pflege, Medizin) war beeindruckend.
  • Wann gab es Berührung? Wenn Menschen von sich gesprochen haben, von ihren Wünschen, Sorgen, Erfahrungen bzgl. Altern. Staunen: Die Vorführung eines Anzugs, der altersbedingte Einschränkungen simuliert, sodass Jüngere sich einfühlen können.
  • Der Rote Faden (Zukunftsbilder einer alternden Gesellschaft kennen zu lernen und selbst mit zu entwickeln) war klar, erkennbar, wurde konsequent durchgehalten.

Wie hätte es besser gehen können?

Mich hat insbesondere der abtörnende, lähmende Einstieg darauf gebracht, wie man es schaffen kann, zu Anfang eines Kongresses beides zu vereinbaren: einerseits die Wünsche des Veranstalters, sichtbar zu werden in seinem Anliegen und in dem Aufwand, den er getrieben hat, um die VA möglch zu machen, andererseits die Wünsche der Teilnehmer, anzukommen, eingestimmt und mitgenommen zu werden. Statt Grußworte z.B. Interviews mit den Veranstaltern. Redner Coaching für jemanden, der ein guter Manager, aber kein guter Rethoriker ist. „Stolpersteine“, kleine sympathische Interventionen, die freudig-bewegt einstimmen.

Partizipation & Vernetzung

Konnte ich mich einbringen, wenn ich wollte?

Die parallel laufenden Foren sollten angeblich „mit großer Beteiligung“ sein. So wurden z.B. „FishBowls“ angekündigt. In Wirklichkeit wusste der Moderator nicht einmal, was das ist. Es hatte irgendwas mit dem Stuhl zu tun, den man auf der Bühne frei ließ. Die Hemmschwelle für jemanden aus dem Publikum, dort hoch zu gehen, kann man sich nicht hoch genug vorstellen…

Formate, die Dialoge und Austausch ermöglichten?

Heiner Wember, Heike Leitschuh und ich haben „vertiefende Gesprächsrunden“ moderieren dürfen. Formate waren: Lernlandkarten malen; Arbeitsgruppen; World Café; Kreisdialog nach Buber/Bohm. Viele Menschen, die daran teilgenommen haben, bezeichneten den Austausch mit den anderen und die freundliche, gastgebende Atmosphäre als Highlights des Kongresses.

Waren die Veranstalter an meinem Feedback interessiert?

Mein Eindruck: Sie wollten es hören, weil man als moderner Mensch an Feedback interessiert sein sollte/müsste. Es kamen aber sofort Argumente, warum man das alles genau so machen musste und nicht anders. Es wurden Feedback-Bögen verteilt, und das ging so: Die Bögen wurden auf Stühle gelegt und der Moderator wies darauf hin, dass es sie gibt. Aber es gab keine Ansage, wer sie einsammelt, wo sie hinterlegt werden können, geschweige denn eine Botschaft: Wir möchten es wirklich gerne wissen, was wir besser machen könnten.

Wie hätte es besser gehen können?

Noch mehr Moderation von echter Vernetzung hätte es gebraucht.

Rahmen & Technik

Die Räume waren technisch gut ausgestattet und insbesondere die Naxos-Halle (alte, sichtbare, umgenutzte Industrie-Architektur) bot eine inspirierende Atmosphäre. Es waren immer genug Helfer da, um kurzfristig Bestuhlungen umzubauen. So wusste ich kurz vor meiner „vertiefenden Gesprächsrunde“ noch nicht, wieviel TN kommen würden, ob ich einen „Schwarzmarkt für freudiges Altern“ oder einen Kreisdialog anbieten würde – mit den Helfern zusammen konnte ich flexibel reagieren.

III. Was bleibt?

Wie war die Gesamtdramaturgie?

Sie schwankte zwischen „erfrischend unkonventionell“ (z.B. mit „Schnittstelle“ – einem Friseursalon der Generationen) und dann wieder kompromissbeladen, immer noch zu sehr auf „Wie bringe ich das Wissen in die Köpfe der TN“ statt auf „lasst uns gemeinsam forschen, wie die alternde Gesellschaft aussehen könnte“.

Ein Zitat, das haften blieb:

„Ich bin eigentlich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu.”

(Eckart von Hirschhausen zitiert Ödön von Horvath)

Würde ich die Veranstaltung weiterempfehlen – Ja/Nein und warum?

Ja, weil die Bundeszentrale für politische Bildung verstanden hat, dass es bei Gesellschaftsentwürfen nicht um „Downloading“ von Fakten geht (der Experte weiß, der Laie im Publikum lernt), sondern um gemeinsame Gestaltung.

Gesamtbewertung: 3,5 von 5 Fußabdrücken

GATHER – The Art and Science of Effective Convening

Eine interessante Broschüre der Rockefeller Foundation und dem Monitor Institute (Social Change Consultancy) von Juni 2013. Autoren: Noah Rimland Flower & Anna Muoio.

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Who the guidebook is for
THIS GUIDEBOOK IS FOR people who want to change the world. It’s for social change leaders who understand the power of convening the right group of people, and who believe that collective intelligence trumps individual smarts when it comes to solving shared problems. It’s for those who know that there is an art and a science to convening and want to get better at both. Ulti- mately, this guidebook is a practical toolkit to help a world-changer who is taking on the role of lead convening designer.

What you’ll find in the guidebook
THIS GUIDEBOOK IS ORGANIZED around the most common building blocks of constructing any con- vening: deciding whether to convene, clarifying a “north star” purpose, and making a bevy of design choices that flow from that purpose. If offers a set of design principles, key questions, and critical issues to be considered and customized for your situation.

GCB-Studie

„Tagung und Kongress der Zukunft“ – Management Summary
Herausgegeben vom German Convention Bureau – GCB-Zukunftsstudie2013_Zusammenfassung

Unser Fazit: die in der Studie vorgestellten Thesen sind relevant insofern, als die Studie widerspiegelt, womit sich die Branche beschäftigt; sie sind nicht relevant insofern, weil die Szenarien nicht auf eine innere Haltung aufbauen, so wie wir es bei der Konzeption und Umsetzung von Veranstaltungen wichtig finden.

Eine Woche Zeit

…auch 2014 sind wir wieder Partner des Projekts „Eine Woche Zeit“ der Alfred-Töpfer-Stiftung-F.V.S. und der Wochenzeitung „Die ZEIT“. Wir beraten die drei Gewinner – wissenschaftliche oder universitäre Einrichtungen – die die Jury mit ihrer Bewerbung zu hochschul- und wissenschaftspolitischen Themen überzeugen konnten und die mit jeweils bis zu 25 Teilnehmern die Gelegenheit bekommen, auf Gut Siegen an der Ostsee ihre selbst konzipierte Tagung abzuhalten.

Eine_Woche_Zeit

http://www.toepfer-fvs.de/einewochezeit.html

Der Kongress der Zukunft

Wie sollen Kongresse zukünftig gestaltet sein, damit dort wirksam gelernt, begegnet, vernetzt, erlebt, entwickelt,…werden kann? Was sind Werte, Haltungen und Anforderungen an erkenntnis- undberührungsreiche Tagungen? Welches sind die Dramaturgien, Methoden und Formate des Kongresses der Zukunft?

Das micelab (mice = Abkürzung für Meeting, Incentive, Congress, Event) versammelt einmal pro Jahr herausragende Köpfe, die sich mit der Speerspitze erfolgreicher Meetings auseinandersetzen. Dieses Forum ist das erste Kongressforschungsprojekt im deutschsprachigen Raum, das gezielt über alle Disziplinen hinweg, Lernexpertinnen und -experten in einen Entwicklungsdialog bringt. Von der Theaterdramaturgin zum Soziologen, vom Schwertmeister zur Architektin, von der Social-Media-Expertin bis zum Komplexitätsforscher. Unsere Haltung dabei ist open source: Die Ergebnisse werden allen Interessierten auf dieser Website zur Verfügung gestellt.

Projektleiter: Hans-Joachim
Moderator: Michael
Videonautin: Tina

http://www.bodenseemeeting.com

„Festival der Utopie“, Peine

12./13. September in Peine

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Einblicke aus Sicht einer Workshopleiterin (Tina)

I. Was sein sollte?

Was waren die erklärten Ziele der Veranstaltung/Veranstalter?

Laut Website: Auf der Hertie-Brache in Peine kommen bis zu 100 netsipotU, Visionärinnen, Fantasten, Träumer und Denkerinnen aus der Region Braunschweig zwischen 18 und 35 Jahren zusammen und spinnen gemeinsam neue Ideen für die Mobilität der Zukunft in der Region.

Anstelle von Endlosvorträgen und Powerpoint-Präsentationen verwandeln wir für euch die leerstehenden Ladenzeilen auf dem Hertie-Gelände in WorkShops und schaffen damit einen experimentellen Spielplatz des Wissens. Wir brechen alltägliche Denkmuster auf, um gemeinsam Neuland zu betreten. Jeder WorkShop zeichnet sich durch ein unterschiedliches Kreativformat wie Design, Performance oder Kreatives Schreiben aus, durch das eure Ideen zum Leben erweckt werden. Nach zwei utopischen Tagen wird am Samstagabend unser Jahrmarkt für kuriose Gedanken für Strippenzieher_innen von heute geöffnet, um diese in die möglichen und unmöglichen Mobilitätszukünfte einzuweihen und diese Zukünfte gemeinsam zu diskutieren.

Wurden die Ziele erreicht?
Ja!

  • Die sehr charmante und phantasievolle Gestaltung der ansonsten scheußlich verwaisten Brache in einer scheußlichen Fußgängerzone führte zu einer offenen und inspirierenden Festivalstimmung von Anfang an.
  • Roter Faden der Idee von „Spielplatz“, „Denkmuster aufbrechen“ etc. fand sich überall wieder, bis zur Benennung der Sessions: statt „Workshop 1, 2, 3 etc.“ hatten sie Namen: Gedankenspiel GmbH, Kreativitäskonditorei etc. Statt Impulsvortrag gab es „Wissensduschen“.
  • Schöne, kreative und phantasievolle Gestaltung: eigenes CI, viel (auf hohem Niveau) Gebasteltes, Gemaltes; überall kleine Anregungen für Passanten und Teilnehmer
  • Tolle Vorbereitung mit Festivallexikon, Material zum Einlesen
  • Die Anreise war Teil des Festivals: ein Unternehmen sammelte die Angaben zu „Wie kam ich her?“ – visualisierte das auf einer Karte der Region und stellte den ökologischen Fußabdruck allen vor.

II. Wie hat es gewirkt?

Inhalt & Struktur

  • Grußwort: Herzliche und persönliche Begrüßung der Initiatoren draußen auf dem Hauptplatz unter Regenschirmen. Während der drei Tage kontinuierliche und anteilnehmende Präsenz der Initiatoren
    • Keynotes: waren „Wissensduschen“. Es fanden immer drei der insgesamt 12 Inspirationsquellen à 15min auf dem Festivalgelände verteilt statt. Die Impulsgeber führten die Teilnehmer selbst in ihren Raum, indem sie mit einem selbst gebastelten Schild vorangingen. Die Wissensduschen waren sehr individuell gestaltet – ohne Power Point, mal im Stehen, mal auf dem Boden sitzend, mal mit Fragen an die Teilnehmer zu Beginn, mal rund um ein Beispiel gestrickt, mal als Frage-Antwortrunde. Es galt: Mut zur Lücke! Manchmal blieb es an der Oberfläche, dafür hat jeder mal selbst mitgedacht. Gelungenes Format nicht zuletzt durch die Vielfalt der Themen und Redner, die alle Experten, dabei aber unkonventionell und locker waren.
    • Im Mittelpunkt standen die Workshops – um sie herum war das Festivalprogramm gestrickt – nicht umgekehrt. Insgesamt waren am ersten Tag 8 Stunden, am zweiten Tag 5,5 Stunden Zeit für jeden der 9 Workshops
    • An den Workshops nahmen max. 10 Personen teil – es konnte also wirklich gesponnen, gearbeitet und phantasiert werden
    • Jeder Workshop hatte ein anderes methodisches Konzept / kreatives Tool als Basis: kreatives Schreiben, Schauspiel, Lecture-Performance, Theory U (unter meiner Leitung), Film, Kommunikationsguerilla, Szenariotechnik, Design-Prototyping) – die Herangehensweise und Methode war gleichberechtigt mit dem verhandelten Inhalt „Mobilität“

Struktur

Es gab eine klare Programmklammer mit langer Mittagspause und dabei flexibel gestaltbarem Ablauf in den Workshops.

Die Abschlusspräsentationen vor VIPs waren explizit nicht als Präsentation kommuniziert, sondern als Möglichkeit, Einblick in die Werkstätten zu erhalten. Dadurch lief auch dies ohne Druck und sehr individuell gestaltet – mit Tuchfühlung durch individuelle Gespräche – ab.

Ein Schauspieler fasste die Eindrücke aus den Werkstätten launig und lustig zusammen.

-> Wie hätte es besser gehen können?

Besser gings nicht würde ich sagen. Es war alles drin: Bewegung von Anfang an, immer wieder und als selbstverständlicher Teil; kreative Herangehensweisen im Zentrum, phantasievolle und liebevoll gestaltete Umgebung, hochmotivierte und professionelle Workshopleitende, Vernetzung immer und überall, ohne dass es krampfig wurde.

Einziger Wermutstropfen: die Teilnehmer konnten das, was in den anderen Workshops gemacht und erarbeitet worden war, nicht mitkriegen. Am Ende wurden die Modelle, Vorführungen, Geschichten etc. dreimal hintereinander vor einer kleinen (Reise)gruppe von sogenannten Strippenziehern der Region präsentiert. Jede Workshopgruppe konnte selbst aber nur eine andere besuchen. Bei einigen blieb dadurch der Eindruck, alles nur für die wirklich wichtigen Leute gemacht zu haben. Ich persönlich fand die Lösung nicht ideal, aber ok.

Partizipation & Vernetzung

  • Durch den frei gestaltbaren Ablauf in den Workshops traf man sich immer wieder auf den Wegen zum „Speisesaal“, an der frischen Luft, beim Essen, ohne viel Aufhebens drum zu machen.
  • Die Workshops waren Partizipation pur: selbst schreiben, basteln, denken, reden, Filme machen…
  • Die Impulse kamen ohne die Zuhörenden nicht aus, jeder konnte sich zu jeder Zeit einbringen.
  • Wichtigster Raum: der Speisesaal: hier trafen sich alle, die zwischendurch mal raus wollten, hier wurde gemeinsam gefrühstückt, manche nutzten Ecken zum Arbeiten in kleinen Gruppen, es standen Liegestühle herum und immer fand sich jemand zum Plaudern.
  • Am Ende des Festivals saßen alle – „VIPs“ und Teilnehmer, bunt gemischt zum Abschlussessen mit an den Biertischen.
  • Vernetzung auch durch kleine gute Ideen, z.B.: jeder der ca. 90 Teilnehmer inkl. Workshopleitende war im Vorfeld aufgefordert worden, eine Eigenschaft / Vorliebe anzugeben, die man auf den ersten Blick nicht sieht. Diese wurde auf einen Zettel geschrieben und einem anderen Teilnehmer in die Unterlagen gegeben mit der Aufforderung: Findet Euch!

-> Wie hätte es besser gehen können?

Alles super.

Rahmen & Technik

Die Räume waren spärlich mit Licht ausgestattet und ohne Heizung – es war eben eine alte Brache. Gegen kalte Füße lagen Decken bereit. Dadurch, dass jeder Raum anders aussah, alle Wände beklebt und Materialien von Knete über selbsthaftende Folie bis zu Schuhkartons zum Basteln alles bereit stand, wurde problemlos improvisiert: Flipchartbögen an einem Nagel schief aufgehängt und Pinnwände durch Karten-auf-die-Wand-kleben ersetzt.

III. Was bleibt?

Es bleiben viele Bilder, Inspiration durch Gesagtes, Ausgetauschtes, Begegnungen, Prototypen, Stimmungen.

-> Wie war die Gesamtdramaturgie?

Ging total auf. Es gab einen langsamen Einstieg zum Kennenlernen (1,5 Stunden pro Workshop), dann die Wissensduschen. Wie jeder Workshopleitende seine Dramaturgie sinnvoll spann, wurde jedem überlassen. Die Rückmeldungen lassen erahnen, dass dies in allen Werkstätten gelungen ist.

-> Ein Gefühl – Eindruck – Zitat – Gedanke – Erlebnis – Bild, das haften bleibt?

Warum es so gelang? Da hatte jemand ein echtes Anliegen. Es war mit viel Herz und Hirn konzipiert und mit der Liebe zum Detail und ästhetischer Schönheit gestaltet. Der Rahmen war klar und gesteuert, der Inhalt lag in der Eigenverantwortung eines jeden Workshopleitenden. Basteln und Rumspinnen waren selbstverständlich.

-> Würde ich die Veranstaltung weiterempfehlen – Ja/Nein und warum?

Ja, ohne Einschränkung.

Gesamtwertung
5 Fußabdrücke von 5